Privat-Vorsorge durch Bürokratie gefährdet: Anliegen in Brüssel besser vertreten
Hier hat allerdings die Entwicklung in den letzten Jahren zu einem Übermaß an Zusatzinformation geführt. Die Idee dahinter war erhöhte Sicherheit für die Konsumenten. Klaus Schönfelder, Vorstandsmitglied bei AFPA, dem Zusammenschluss der österreichischen Finanz- und Versicherungsberaterbranche, über das Problem:
„Wenn wir heute einen Sparplan für hundert Euro machen, ist es fast notwendig ein Buch zu schreiben. Dieser Aufwand und diese Detailiertheit helfen dem Kunden nicht und erzeugen sogar Verunsicherung. Wir wollen, dass kompetente Berater den Kern darstellen können: die Chancen, die Risiken und die Eigenheiten eines Produkts. Das soll möglich sein, ohne dass man in einem Wulst an Bürokratie untergeht.“
Als Reaktion auf die internationale Finanzkrise arbeitet die Europäische Kommission an einer noch nie dagewesenen Vielzahl neuer Vorschriften für den Verkauf von Finanzdienstleistungen. MiFID-2, Versicherungsvermittlerrichtlinie-2 oder die neue Kleinanlegerprodukterichtlinie werden die Arbeit von Finanzberatern und Versicherungsvermittlern nachhaltig beeinflussen. Österreichs Berater waren beim Willensbildungsprozess in Brüssel bisher nur sporadisch vertreten. Darum schließen sich namhafte Marktteilnehmer zur Austrian Financial and Insurance Professionals Association (AFPA) zusammen. AFPA repräsentiert erstmals den gesamten Vermittlermarkt. AFPA übernimmt die Funktion einer Schnittstelle zwischen nationalen Behörden und europäischen Institutionen. Der Vorstandsvorsitzende Johannes Muschik dazu:
„Unser Aufgabe als AFPA ist: Dort wo die Richtlinie in Brüssel entsteht, und die viel später als Vorgabe im nationalen Parlament umgesetzt wird, dafür zu sorgen den Bedürfnissen von Konsumenten und Vermittlern gerecht wird.“
Eine aktuelle Studie zeigt, dass durchschnittlich 50 bis 60 Prozent der jährlichen Arbeitszeit der Berater für Administration und Dokumentation aufgewendet wird. Den Beratern steht daher weniger als die Hälfte ihrer Zeit für das persönliche Informationsgespräch zur Verfügung. 66 Prozent der Berater wissen auch nicht, wie sie ihren Kunden zusätzlichen Bürokratieaufwand erklären sollen. Daneben hat die Studie auch gezeigt was den österreichischen Konsumenten wirklich wichtig ist:
„Die Konsumenten wollen Sicherheit für das Geld, das sie sich über Jahrzehnte mühsam weggelegt haben, sei es als Pension oder Vorsorge. Sie wollen vielleicht auch aufgrund der Erbsituation den Vermögensübergang gesichert sehen. Zuletzt möchten sie noch einen Ertrag der über einer konservativen Veranlagung liegt.“
Die AFPA tritt dafür ein, dass sich alle Berater an dieselben Regeln halten, unabhängig ob sie selbständig arbeiten oder als Angestellte tätig sind. Dann profitieren Konsumenten von einheitlichen Beratungs- und Qualitätsstandards. Martin Mikulik, Geschäftsführer der Finanzservice Gmbh., über ein weiteres Anliegen der AFPA:
„Die Finanzmärkte und die Produkte sind komplexer geworden. Dementsprechend ist auch das Fachwissen der Berater wichtiger. Das ist uns ein Anliegen. Wir wollen den Know-How-Transfer vom Produktpartner zum Berater, und besonders wichtig zum Kunden.“
Gesprächspartner:
Klaus Schönfelder, Vorstandsmitglied AFPA
Johannes Muschik, Vorstandsvorsitzender AFPA
Martin Mikulik, Geschäftsführer der Finanzservice Gmbh
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Quelle: www.o-ton.at