Editorial Dezember 2012
Obwohl das ursprünglich angedachte, generelle Provisionsverbot für Versicherungsvermittler vom Tisch ist, führt wohl an einer Offenlegungspflicht für Provisionen und Vergütungen, die dem Berater im Rahmen der Vermittlung von fonds- und indexgebundenen Lebensversicherungen bezahlt werden, kein Weg vorbei.
Bleibt die Regelung so, wäre grundsätzlich allen gedient. Die Konsumentenschützer hätten ihre Forderung nach mehr Transparenz erfüllt, der Kunde darf darauf vertrauen, dass ihn sein Berater objektiv, unabhängig und nach den Grundsätzen des „best advice“ informiert, und der Vermittler kann dem Kunden beide Entgelt-Alternativen anbieten: Honorar- oder Provisionsberatung. Letztendlich kann der Kunde selbst entscheiden, welcher Variante er den Vorzug gibt. Denn an der Qualität der Beratung wird sich dadurch nichts ändern: ein guter Berater bietet sowohl auf Provisions- als auch auf Honorarbasis einen ausgezeichneten Service.
Es darf keine Zweiklassengesellschaft geben!
Es gibt bereits heute eine Reihe von Bereichen, in denen eine Honorarberatung durchaus üblich ist. Man denke nur an langfristige Finanzierungsprojekte oder die professionelle Vermögensverwaltung, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Dennoch darf die Gefahr einer drohenden Zweiklassengesellschaft nicht außer Acht gelassen werden. Denn einerseits wird es in Zukunft vermehrt Kunden geben, die eher auf einen Versicherungsschutz verzichten, als dem Berater eine angemessene Vergütung zu bezahlen – was zwangsläufig eine Unterversorgung der Bevölkerung zur Folge hat. Diese Entwicklung kann derzeit in Skandinavien beobachtet werden, wo die Provisionsoffenlegung bereits umgesetzt wurde. Zum anderen wird es zu einem Wettbewerb um die günstigste Beratung kommen. Doch der „billigste“ Vermittler liefert keinesfalls immer die beste Lösung. Qualität hat ihren Preis!
Es muss sichergestellt werden, dass auch in Zukunft alle Bürger den gleichen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Beratung haben – unabhängig von deren Vermögen oder Einkommen. Andernfalls entsteht hier mittelfristig eine neue soziale Kluft. Und das will bestimmt niemand!
Hermann Stöckl
AFPA Vorstand