Editorial Mai 2014
- Brüssel muss vermehrt auf Proportionalität achten!
Bisher wurden die meisten Regeln über den gleichen (großen) Leisten geschert. Das führte zu Wettbewerbsverzerrungen, weil Großkonzerne die Vorgaben leichter und kostengünstiger umsetzen konnten als Klein- und Mittelbetriebe. Ein „level playing field“ bedeutet aber nicht nur gleiche Rechte und Pflichten, sondern auch in der Proportion gerecht verteilte Kosten. AFPA und FECIF setzen sich seit längerer Zeit dafür ein, dieses s.g. Proportionalitätsprinzip in den Richtlinien zu verankern.
- Wien muss die Beratungsbranche aktiv einbinden
Zuwarten bis kurz vor Torschluss, überhastet eingebrachte Gesetzesentwürfe und Geheimdiplomatie führten in der Vergangenheit immer wieder zu Pannen zum Nachteil der Branche. Vieles wäre vermeidbar, wenn AFPA Experten bereits im Vorfeld eingebunden sind. Ob Versicherungs-, Kredit- oder Geldanlagesektor; die AFPA-Mitglieder kennen die Praxis und können einschätzen wie ein angedachtes Gesetz sinnvoll umgesetzt werden kann.
- Ausreichend Zeit für Dialog
Es mag ein Trend sein, dass heutzutage vieles schneller und hektischer wird. Für Richtlinien und Gesetze ist das aber kein guter Weg! Hier gilt im Gegenteil, sich Zeit zu nehmen. Statt Dinge über‘s Knie zu brechen braucht es einen moderierten Diskussionsprozess mit allen Beteiligten, auch den Konsumentenschützern und der Industrie. So wie es Deutschland gerade bei der Umsetzung der AIFM Richtlinie vorgezeigt hat.
Bisher waren viele Gesetze derart kompliziert und komplex, dass nur noch eine Handvoll Spezialisten den Durchblick hatte. Das muss und kann künftig anders werden. Längst haben Versicherungsvermittler und Finanzberater erkannt, dass vernünftige Rahmenbedingungen auch zu ihrem Vorteil sind. Nun ist es an der Politik, die Einladung der AFPA zur Zusammenarbeit in Anspruch zu nehmen.
Johannes Muschik
Chairman AFPA